Glockenturm und Museum

Der Turm

„Wir, die Schultheißen und Gerichten zu Catzenbach, haben unsere sämtlichen Gemeinsleute der dreyen Religionen, Catholische, Reformierte und Lutherische, vor uns versammelt und einen Einmüthigen Vergleich dahin getroffen, dass zum Behuf unserer gemeinschaftlichen Glocken und Uhr ein gemeinschaftlicher Thurm an unsere Landstraße nächst dem gemeinschaftlichen Kirchhof […] auferbaut und hergestellt werden solle […]“ 1)

Dieser Beschluss vom 24. Mai 1754 verbrieft die Geburtsstunde des Katzenbacher Glockenturms in seiner heutigen Form: Zwei Stockwerke aus Naturstein-Mauerwerk, darüber ein Fachwerkgeschoss und eine Zwiebelhaube mit Laterne. Der Turm erhielt damals ein Uhrwerk und eine Glocke. Ein um 1460 errichteter Vorgängerbau diente vermutlich an gleicher Stelle dem Schutz der Dorfbevölkerung. 2)
Die beiden unteren Geschosse sind jeweils nur von außen erreichbar, das Fachwerkgeschoss durch eine Innentreppe. Das untere Stockwerk nutzten mehrere Konfessionen als Andachtsraum, die Lutheraner bis 1818, die Katholiken sogar bis 1968. 3)
In napoleonischer Zeit diente der Turm als Wachstube.
Anfang des 19. Jhd. wurde das heute noch in Betrieb befindliche Uhrwerk eingebaut. Um 1860 waren bereits zwei Glocken vorhanden, die mehrfach ersetzt werden mussten. Die große Glocke wurde im 2. Weltkrieg eingeschmolzen und 1950 neu geweiht.
Seit 1968 beherbergt der Turm ein kleines Heimatmuseum. In den Jahren 1982/83 wurde das Gebäude grundlegend renoviert. Seitdem befindet sich im Untergeschoss das Gemeinderatszimmer. Das Museum wurde 2019 neu geordnet und auf die beiden oberen Stockwerke verteilt.

Das Museum

„Dieses Museum wurde 1968 von Julius Grogro gegründet.“

Diese Aussage auf einem Schild im Eingangsbereich des zweiten Stockwerks würdigt den Katzenbacher Heimatforscher Julius Grogro. Der Autodidakt hat sich schon früh um die Bewahrung der Erinnerungen an das bäuerliche Leben des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in seiner Heimatgemeinde verdient gemacht. Nach der Einweihung der katholischen Kirche am 1. September 1968 bot sich der frei werdende Raum im Glockenturm für ein kleines Heimatmuseum an, und Grogro nutzte die Gelegenheit. Nach seinem Tod versank das Museum für viele Jahre im Dornröschenschlaf.

2019 machte sich der „Rentnertrupp“ der Gemeinde daran, den Raum in zahlreichen Stunden ehrenamtlicher Arbeit wieder für Besucher zugänglich zu machen. Unter anderem wurde für die bis dahin mehr als provisorische Toilettenanlage ein eigener Raum abgeteilt und die Wasser-, Abwasser- und Elektroinstallationen aktualisiert.

Die Museumsbestände wurden gesäubert, geordnet und ergänzt. Bemerkenswertes aus der Dorfgeschichte, wie z.B. das erste Telefon und der erste Elektromotor, finden ebenso ihren Platz wie Teile der römischen Hypokaustenanlage aus der Villa Rustica „Am Falkensaß“. Verschiedene Ausstellungsgruppen zeigen Haushaltsgeräte, Einrichtungsgegenstände und Werkzeuge aus den vergangenen zwei Jahrhunderten. Liebevoll von Hand beschriftete Schiefertafeln liefern kurze Informationen zu den einzelnen Exponaten.

Die Ausstellung setzt sich im Obergeschoss fort, wo neben der unermüdlich tickenden Turmuhr zahlreiche landwirtschaftliche Geräte ihren Platz gefunden haben.

Die Uhr

„Man spricht hier über die älteste noch in Betrieb befindliche Schlaguhr der Pfalz.“ 2)

Das Uhrwerk im Fachwerkgeschoss des Katzenbacher Glockenturms stammt von der bedeutenden Uhrmacherfamilie Henn aus Odernheim am Glan. Gebaut wurde es 1802 oder 1809 (die auf den Rahmen aufgemalte Signatur lässt sich leider nicht mehr eindeutig entziffern) von Johannes Philipp Henn. Von den mehr als 100 von der Familie Henn hergestellten Turmuhren existieren in der Nordpfalz nur noch drei.

Die Uhr besitzt Gehwerk und Stundenschlagwerk.
Ein ebenfalls vorhandenes Zeigerwerk wird nicht genutzt, da der Turm kein Außenzifferblatt trägt.
Das geschmiedete Gestell ist in einem hölzernen Uhrenschrank auf Bohlen fest verschraubt.

Das 1,80 m lange Pendel ragt – ebenso wie die beiden Sandsteingewichte – durch einen Durchlass im Boden in den darunter befindlichen Museumsraum. Am eigentlichen Uhrwerk findet sich weder Niete noch Schraube, alle Verbindungen sind gezapft oder gesplintet, jedes Rad ist von Hand geschmiedet und jeder Zahn mit der Hand gefeilt. 4)

Die Uhr wird täglich von Hand mit der original erhaltenen Kurbel aufgezogen und bei Bedarf nachgestellt. Seit einigen Jahren ist dafür Dieter Klein zuständig. Der gelernte Maschinenschlosser hat diese Aufgabe 2015 von Gernot Schneider übernommen, der sich zuvor mehr als 30 Jahre um die Uhr gekümmert hat. Schneiders Gattin hat den Dienst an der Uhr sozusagen mit in die Ehe gebracht: Ihre Familie war seit mehreren Generationen für Stundenschlag und Läuten verantwortlich.

Ansprechpartner

Heimatmuseum

Ortsbürgermeister Volker Köhler

06361/7070

koehler_volker@t-online.de

Turmuhr

Familie Dieter Klein

06361 8085

dieter-klein-katzenbach@t-online.de

Informationen erhalten Sie auch über die Tourist-Information der Verbandsgemeinde Nordpfälzer Land, 06361 451-121

Quellenangaben

1 )  Ludwig Brandstettner: Versuch einer Ortsgeschichte von Katzenbach, 1908, S. 12 ff.

2 )  Peter Faßbender: Das Tumruhrwerk im Läuteturm zu Katzenbach, aus: Fachkreis Turmuhren, Zeit und Zeichen 1/2015, S. 14 ff.

3 )  Walter Schitter: Der Glockenturm als Dorfmitte, aus: Katzenbach – Chronik eines Dorfes, S. 127 ff.

4 )  Knut Deutschle: Alte interessante Uhren in der Nordpfalz, Nordpfälzer Geschichtsblätter Nr. 4, 1977, S. 86 ff.